LichtBlick des Tages
Der große Gott und das zerbrochene Herz
„Meine Hand hat alles gemacht, was da ist, spricht der HERR. Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort.“
Jesaja 66,2
Liebe Leserin, lieber Leser,
dieser Vers verbindet zwei Dinge, die wir oft voneinander trennen: Gottes Größe und Gottes Nähe. Gott spricht davon, dass alles aus seiner Hand gekommen ist. Himmel und Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare – nichts ist ihm zu groß, nichts entzieht sich seiner Macht. Das kann ehrfürchtig machen, vielleicht auch ein wenig Abstand schaffen: Wer bin ich schon vor so einem Gott?
Doch genau dann überrascht dieser Vers. Denn derselbe Gott sagt: Ich sehe auf den Elenden, auf den, der zerbrochenen Geistes ist. Gottes Blick ruht nicht zuerst auf Leistung, Stärke oder religiöser Perfektion. Er richtet sich auf Menschen, die innerlich gebeugt sind. Auf solche, die nicht mehr so tun können, als hätten sie alles im Griff.
Seelsorgerlich ist das eine große Entlastung. Gott ist nicht näher bei dir, wenn du stark bist, sondern wenn du ehrlich bist. Zerbrochener Geist heißt nicht hoffnungslos, sondern offen. Es beschreibt ein Herz, das weiß: Ich brauche Hilfe. Ein Mensch, der „zittert vor Gottes Wort“, ist kein ängstlicher Fanatiker, sondern jemand, der Gottes Reden ernst nimmt – weil er weiß, wie sehr er darauf angewiesen ist.
Vielleicht fühlst du dich gerade klein, überfordert oder innerlich müde. Vielleicht hast du das Gefühl, Gott müsste sich doch eher um die „Starken“ kümmern. Dieser Vers sagt dir: Gerade dich sieht er. Du musst dich nicht größer machen, als du bist. Du darfst mit deinem Zerbruch, deinen Fragen und deiner Bedürftigkeit zu Gott kommen. Dort beginnt oft echte Begegnung.
Darum bete ich heute: Großer Gott, du hast alles geschaffen, und doch siehst du mich. Du kennst meine Schwachheit, meine Müdigkeit und meinen zerbrochenen Geist. Danke, dass ich mich vor dir nicht verstecken muss. Lehre mich, deinem Wort zu vertrauen, und schenke mir neue Hoffnung dort, wo ich mich klein fühle. Amen.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern, einen gesegneten Tag
Herzliche Grüße, Pastor Michael Röschard

