LichtBlick des Tages
Arbeitslos!
Weil du teuer bist in meinen Augen und wertvoll bist
und ich dich lieb habe …
Jesaja 43,4
Liebe Leserin, lieber Leser,
fast täglich werden in diesen Tagen, in namhaften Firmen Mitarbeiter entlassen. Zu wenig Arbeit, zu wenig Aufträge, zu wenig Hoffnung!
Da mutet es eigenartig an, dass der Tag der Arbeit neben Weihnachten und Ostern einer der weltweit am meisten begangenen Feiertage ist. Mit Ausnahme der Antarktis wird er auf allen Kontinenten gefeiert. Dort fällt er allerdings nicht immer auf den 1.Mai wie in Deutschland.
Was aber, wenn man eben an diesem heutigen 1.Mai aufsteht und keine Arbeit mehr hat? Wenn man(n) oder Frau nicht mehr weiss, wie die nächste Miete rein kommt, oder wie der Kühlschrank wieder voll wird. Und manch einer wird sich heute Morgen bewusst, dass er oder sie mit Diplomen, Auszeichnungen und Zertifikaten über Weiterbildungen die Wohnzimmerwand tapezieren könnte – aber alles hat nichts geholfen.
Jetzt bin ich arbeitslos!«, so klagte ein hoch spezialisierter Fachmann. Und das ist schlimm. Ich habe das selbst schon erlebt. Dabei zu sitzen auf den Fluren der Arbeitsämter, eingereiht in die Hoffnungslosigkeit und Resignation. Und dabei geht es nicht nur um den sozialen Abstieg und oft um echte Geldnot, sondern eben auch oft um das unausweichliche Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden.
Vorher machte man in der jeweiligen Firma Arbeiten, die kein anderer konnte, und nun muss man mitansehen, wie zum Beispiel ein Automat die Sache erledigt. Oder sich nicht mehr genügend Mitarbeiter finden, die einen regelrechten Betriebsablauf sicher stellen und somit die Produktion eingestellt werden muss. Was gilt dann all mein Fleiß und alles mühsam erworbene Fachwissen!
Und das ist bis heute bittere Realität und eine echte Wende ist noch nicht in Sicht. Und dann wird es ein gedanklicher Kraftakt, wenn wir als Beweis für unseren Selbstwert nur unsere Unabkömmlichkeit hatten – denn dann sind wir in unseren Augen als Arbeitslose nichts mehr wert.
Zum „Glück“ ist das eine falsche Sichtweise. Wir brauchen nur an unsere Lieben zu denken. Auch ich habe in meiner arbeitslosen Zeit, eine ganze Weile gebraucht – obwohl ich seit vielen Jahren Christ bin – zu verstehen, dass ich, wie jeder andere Mensch auch, vor allem für Gott von allergrößtem Wert bin, sonst hätte er seinen Sohn nicht für uns sterben lassen.
Von Anfang an ging es Gott darum, mit jedem seiner Menschen herzlichen Kontakt aufzunehmen. Wenn wir das im Glauben wirklich fassen können, fallen wir nicht ins Leere, sondern dürfen vertrauen, dass wir Gott jetzt noch ebenso viel bedeuten, wie vorher, als wir uns in unsrer Bedeutsamkeit sonnten.
Es braucht manchmal eine gewisse Zeit, um zu verstehen, dass durch Zeit ohne Arbeit, Zeit gewonnen wird, etwa für die Familie, für die Gemeinde und um Gott besser kennen zu lernen. Zeit und die Stille – die manchmal nötig ist, damit Gott überhaupt mal mit mir reden kann.
Und im Nachhinein, wenn wir wieder Arbeit haben und wieder im täglichen „Hamsterrad“ unterwegs sind, kann der ein oder andere IHM vielleicht sogar für diese „erzwungene“ Auszeit danken.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern einen gesegneten Tag
Herzliche Grüße, Pastor Michael Röschard